Wieder kein Friseur! Der Haaransatz breitet sich aus und schimmert an allen möglichen Stellen durch wie Unkraut im Garten. Es ist geradezu unheimlich: Etwas, das wir nicht sehen wollen, drängt sich immer stärker und deutlicher in den Vordergrund. Dieser Zustand der Anfechtung bei jedem Blick in den Spiegel bietet jedoch tatsächlich eine großartige Chance! Nämlich die Chance, die eigene Colorations-Strategie zu hinterfragen und gegebenenfalls neu auszurichten. Deshalb möchte ich das Thema hier einmal ganz grundsätzlich – quasi von der Haarwurzel her – aufrollen.
Wieviel Macht hat eine Coloration?
Können Sie – indem Sie sich die Haare feuerrot färben (und vielleicht noch ein paar Extensions dranhängen) – zu einer Femme Fatale werden? Die Antwort ist ebenso kurz wie grausam: Nein! Entweder sind Sie eine Femme Fatale, dann brauchen Sie keine extra roten Haare. Oder Sie sind es eben nicht, dann helfen auch keine roten Haare. Es ist nämlich nicht so, dass eine bestimmte Haarfarbe automatisch eine bestimmte Wirkung hätte. Rot wirkt nicht automatisch verwegen, schwarz nicht immer sexy, braun nicht zwingend durchschnittlich und Wasserstoffperoxid allein macht noch aus keiner Frau eine dänische Influenzerin. Damit die assoziierte Wirkung tatsächlich erzielt wird, muss auch der entsprechende Stiltyp dahinterstecken.
Noch wichtiger für die Haarfarbe ist der individuelle Farbtyp. Wenn die Coloration gegen den eigenen Typ verläuft, ist das Umstyling der Haare sogar völlig kontraproduktiv. Die junge Frau auf dem Bild links ist natur-rotblond, sie wirkt gesund und authentisch. Künstliches Rot hingegen lässt die meisten Frauen blass und kränklich aussehen. Dunkle Typen, die unbedingt blond sein wollen, verlieren nicht nur ihre Ausdruckskraft, sondern laufen sogar Gefahr, billig und schmuddelig auszusehen. Und helle Haare, die auf dunkel getrimmt werden, wirken, als wolle man mit einer übergestülpten Perücke das Gesicht erschlagen.
Was ist wichtiger, Haare oder Gesicht?
Die Lehre daraus ist verblüffend einfach: Die eigene Haarfarbe steht jeder Frau am besten! Ja, selbst dann, wenn es Straßenköterbraun ist! Eine spektakuläre Haarfarbe lenkt den Blick – auf die Haare. Eine Haarfarbe, die aus dem persönlichen Spektrum stammt, lenkt den Blick – aufs Gesicht. Und was ist wohl wichtiger, Haare oder Gesicht?
Wenn Ihnen der eigene Kopf trotzdem zu langweilig oder zu farblos erscheint, dann rate ich Ihnen: Machen Sie nichts mit den Haaren, machen Sie doch lieber etwas mit dem Gesicht! Damit meine ich nicht Botox, Lippenaufspritzen oder Faden-Lifting, sondern die Inszenierung des Gesichts innerhalb seines Rahmens durch die natürlich Haarfarbe. Lenken Sie die Aufmerksamkeit aufs Gesicht mit einem schönen Make-up in Farbtyp-gerechten Farben. Und noch besser kommt das Gesicht zur Geltung, wenn Sie am Oberkörper Ihre Bestfarben tragen.
Was ist das Geheimnis einer überzeugenden Farbe?
Ja, aber geht denn wirklich gar nichts mit Haarefärben? Na gut, vielleicht doch ein bisschen was, manchmal. Dunkelblonde oder braunhaarige Frauen, die gut kräftige Töne und gut Pink oder Kirschrot tragen können, können evtl. auch Rot färben, ohne sich damit allzu sehr zu schaden. Aber Achtung: Der Ton sollte nicht ins Orange gehen. Dunkelhaarige Frauen mit kühlem Farbtyp, die gleichzeitig auch Hell-Dunkel-Kontraste vertragen, sehen auch blondiert manchmal sehr gut aus. Achten Sie aber darauf, ein kühles, silbriges Blond zu wählen, das ist fast immer besser als Butter-, Gold- oder Honigblond. Der Grund: Die letztgenannten Blondtöne sind gelblich, und gelbgrundige Farben stehen nur sehr wenigen Menschen gut.
Und was ist, wenn die Haare grau werden? Das ist dann auch die eigene Haarfarbe, steht einem also auch gut! Ich muss aber zugeben, 1. dass graue Haare älter machen und 2. dass ich selbst meine grauen Haare färbe. Wie das? Nach diesem langen Plädoyer für natürliche Haarfarben? Ganz einfach, indem ich meine Friseurin ständig dazu ansporne, möglichst nahe an meine ehemalige Naturfarbe zu kommen, nicht heller, nicht dunkler, nicht röter und schon gar nicht goldiger. Wir mixen sogar extra einen aschigen Ton dazu, um mein echt Original-Straßenköterbraun wiederherzustellen …
In meinen 20er und 30er färbte ich die Haare dauern. Als dann die ersten grauen Haare sichtbar wurden, war für mich klar, jetzt wird nicht mehr gefärbt. Warum denn das? Die meisten Frauen beginnen dann erst zu färben! 😉 Dazu muss man wissen, warum ich färbte: Ich fand meine brauen Haare langweilig, zu flach und gleichmässig. Daher liebte ich 1, 2 Nuancen hellere Lichter zu färben, die Plastizität und Struktur gaben. Nun machen das meine weissen Haare für mich! Ist das nicht ein Segen? Von Natur aus Struktur, Plastizität, Lebendigkeit und natürliche Highlights ums Gesicht. <3