Der Groschen fiel bei mir im Sommer. Ich stand in einer Parfümerie in der Schlange an der Kasse, vor mir eine „mehrgewichtige“ (so heißt das aktuell politisch korrekt!) Frau in einem weiten, knallgrünen Maxikleid, das in mehreren Volantstufen schön ausgestellt bis auf die Knöchel fiel. Dazu trug sie schicke, modische Schläppchen und ein perfektes, ausdrucksstarkes Make-up. Nachdem ich sie ca. 1 Minute betrachtet hatte, machte es Klick in meinem Kopf: Für Blutzucker- und Cholesterinwerte ist eine niedriger Body-Mass-Index sicher nützlich, aber für diesen schönen und trendigen Look braucht es keine schlanke Figur mehr! Das lässt sich mühelos auch um mehr Masse herum stylen.

Schöne Kleider für üppige Figuren

Das Kleid der Parfümerie-Kundin war keineswegs eine verschämte Übergrößen-Notlösung, sondern liegt mitten im Trend: Modische Kleider sind zurzeit weit, farbenstark und bunt gemustert, alles wie gemacht für üppige Körper. Und der Trend setzt sich nun auch Winter-kuschelig fort, zum Beispiel mit weiten, langen Strickkleidern und knallbunten Oversize-Teddyfell-Mänteln.

Noch bis vor kurzem war modische Kleidung fast immer so beschaffen, dass sie nur an sehr schlanken Körpern wirklich gut aussah. Das hat sich jetzt zum ersten Mal seit Peter Paul Rubens wieder umgekehrt. Die Modeindustrie hat anscheinend die Realität post-pandemischer Ernährungstrends und dementsprechend die Realität vieler real-existierender weiblicher Körper akzeptiert und bietet eine große Auswahl an schönen Hüllen dafür an. Ja, sie hat sogar die Trends gleich so konzipiert, dass sie besonders gut in großen Größen funktionieren. Wie anhand der beiden Bilder mit den grünen Kleidern (Foto rechts: Ulla Popken) leicht zu erkennen ist, sehen manche der weiten Teile sogar besser aus, wenn es darunter nicht so leer ist …

Body Positivity

Fazit: Dünnsein ist für modisch gutes Aussehen nicht mehr entscheidend! An den Gedanken muss frau sich aber erst gewöhnen. Schließlich hatten viele von uns zwar nicht unbedingt eine gute, aber dennoch eine enge Beziehung zum Schlankheitsideal. Es ist ein bisschen so wie mit einer nörgeligen Kollegin, mit der frau jahrelang das Büro geteilt hat: Wenn sie endlich in Rente geht, hinterlässt sie doch eine Lücke.

Vorschlag: Füllen Sie die emotionale Lücke, indem Sie raffinierte Oversized-Looks kreieren! Dazu meine Styling-Tipps:

1. Oversize individuell anpassen
Ein komplett weites Outfit, d.h. entweder ein sehr weites Kleid oder z. B. eine weite Hose zu einem weiten Oberteil und einer weiten Jacke kombiniert sieht nur bei sehr großen und oder sehr massigen Frauen gut aus. Kleinere und nur leicht mollige Frauen spielen besser mit weiten und schmalen Teilen. Zu einer weiten Tunika also z. B. eine schmale Hose und eine figurbetonte Weste oder Jacke kombinieren, zum überweiten Mantel eher ein schmaleres bzw. gerade geschnittenes Kleid.

2. Taille beachten
Üppige Frauen, die eine Sanduhr-Figur haben, sollten auf keinen Fall die Taille mit einem Oversize-Teil zuhängen, sondern im Gegenteil mit etwas Schmalem betonen, also z. B. ein tailliertes Kleid oder eine Marlene-Hose mit hohem Bund tragen. Darüber geht dann aber wieder gerne ein Oversized-Mantel.

3. Farbe leben
Da es nun nicht mehr darauf ankommt, möglichst schlank zu wirken, können Sie nach Herzenslust auch helle und knallige Farben großflächig am Körper tragen. Am besten natürlich solche, die Ihnen gut stehen, das heißt, Ihrem Gesicht eine hohe Präsenz verleihen.

4. Das Gesicht in Szene setzen
Der Körper in Oversize-Hülle wird mehr und mehr zur Bühne für das Gesicht. Deshalb rücken neben der Wahl der richtigen Kleiderfarben auch Make-up und Frisur mehr in den Vordergrund. Geben Sie sich deshalb Mühe beim Schminken! Sorgen Sie mit Foundation für ein ebenmäßiges Hautbild, betonen Sie die Lippen mit kräftigen Farben und verleihen Sie den Augen Drama!

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