Menschen, die beladen mit gleich mehreren großen Tüten voller schlecht-sitzender und unter bedenklichen Bedingungen produzierter Wegwerfkleidung aus einem Textil-Discounter kommen, waren noch vor ein paar Jahren ein alltäglicher Anblick in deutschen Fußgängerzonen. Jetzt sieht man so etwas kaum noch. Klimafreundliches, das heißt ressourcenschonendes Verhalten ist inzwischen höchste Bürgerpflicht! Das gilt für alle Bereiche des Lebens und natürlich auch für die Kleidung.

Aber wie geht nachhaltiger Kleidungsstil?

Nachhaltige Kleidung

Dafür gelten fünf Kriterien:

1. Ressourcenschonende Herstellung: Das heißt geringer Wasser- und Energieverbrauch, Verwendung von schnell nachwachsenden Rohstoffen.

2. Bio-Materialien: Bei der Herstellung kommen nur natürliche und biologisch abbaubare Stoffe zum Einsatz, also z. B. keine Pestizide, die Mensch und Umwelt belasten.

3. Recycling: Damit sind z. B. Fasern aus Kunststoffabfällen gemeint und Textilien, die direkt wiederverwendet werden.

4. Regional produziert: Das bedeutet kurze Transportwege, also geringer CO2-Ausstoß.

5. Gute Arbeitsbedingungen und fairer Handel: Wenn schon in Entwicklungsländern produziert wird, dann sollten dort zumindest Sozialstandards eingehalten werden.

Klingt absolut vernünftig, oder? Dazu jetzt eine kleine Quizfrage: Was ist verwerflicher, Bio-Baumwolle oder Polyester? Die verblüffende Antwort: Schwer zu sagen! Baumwolle und damit auch Bio-Baumwolle verbraucht im Anbau und in der Verarbeitung sehr viel Wasser, Polyester lässt sich ressorcenschonender herstellen, deshalb galt es einige Zeit als „gute“ Faser. Aber dann stellte sich heraus, dass Polyester auch mies ist, nämlich wegen des Mikroplastiks, das von den Kleidungsstücken vor allem beim Waschen abgegeben wird, und das dann auf ewig in unseren Gewässern zirkuliert … Noch kniffeliger wird es, wenn beim Kauf neben der Umweltfreundlichkeit des Produktes gleichzeitig auch die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung berücksichtigt werden sollen. Zwar gibt es verschiedene Textil-Siegel sowie das Fairtrade-Siegel, die Nachhaltigkeit bescheinigen, jedoch keins, das alle Kriterien zusammen berücksichtigt! Fazit: In der Praxis ist es ziemlich schwierig zu beurteilen, ob ein bestimmtes Kleidungsstück alle fünf Nachhaltigkeits-Kriterien erfüllt.

Weniger und schlauer einkaufen

Wenn wir es also kaum verhindern können, dass sich unlautere Teile in unsere Garderobe schleichen, dann liegt die Lösung vielleicht auf einer anderen Ebene: Weniger und schlauer einkaufen!

Dafür habe ich diese fünf Tipps:

  1. Nicht zu billig kaufen: Voller Schmerz erinnere ich mich an ein niedrigpreisiges knallblaues Satin-Shirt mit sportlichen Details, das ich vor einigen Jahren gekauft habe. Es entsprach dem damaligen „Athleisure“-Trend, den ich total cool fand. Aber komischerweise habe ich nie einen Anlass gefunden, zu dem ich es hätte tragen wollen. Schließlich war der „Athleisure“-Trend vorbei und das immer noch ungetragene Shirt sah einfach nur noch peinlich aus. Fazit: Wenn billige Sachen aus der Mode sind, sehen sie einfach nur billig aus! Ein guter Kaschmirpulli hingegen wirkt selbst dann noch edel, wenn der Schnitt schon out ist. Sachen in höherer Qualität tragen wir garantiert länger! Mit etwas Glück findet man gute Sachen auch im Sale: Ich habe z. B. eine Escada-Jacke, die am Ende nur 80,00 Euro gekostet hat. Und sie ist ein besonderes, individuelles Stück, das ich ewig tragen kann.

  2. Wachsam sein gegenüber den eigenen Launen: Dieses Hawai-Hemd passt perfekt zum traumhaften Sommerabend! Alle tragen doch jetzt weiße Sneaker! Und diese kleinen, zarten Goldkettchen erinnern mich an die Halskette, die ich zur Kommunion geschenkt bekommen und dann leider verloren habe … Wer noch nie etwas aus emotionalen Gründen gekauft hat, werfe den ersten Kleiderbügel! Vorschlag: Beim nächsten Anfall dieser Art einfach beim Anprobieren ein Handy-Foto machen, das Geschäft verlassen, in ein Café setzen, Cappucino bestellen, Handy-Foto anschauen. Damit erledigt sich die eine oder andere Kauflust von selbst.

  3. Second Hand kaufen: Alles, was schon in der Welt ist, egal unter welchen Umständen es erschaffen wurde, sollte auch genutzt werden. Kein Kleidungsstück wird dadurch anständiger, dass wir es wegwerfen! Das gilt auch für Omas Pelz. Der hilft uns in diesem Winter sogar beim Energiesparen: Einfach zuhause überziehen und dann die Heizung runterdrehen!
Astrid Windfuhr, Dezember 2022, nachhaltige Kleidung, Foto:Bernd Arnold
  1. Shoppen im eigenen Kleiderschrank: Ältere Sachen, die Qualität haben und noch in einem guten Zustand sind, lassen sich sehr gut mit modischen Teilen updaten. Manchmal reichen dafür schon einzelne trendige Accessoires, aktuell z. B. Chunky Boots und Gliederketten (siehe Foto rechts). Letztere waren in den 80gern schon mal modern. Ich hab eine aufgehoben und kann jetzt doppelt nachhaltig pimpen!

  2. Den eigenen Stil finden: Frauen und Männer, die wissen, was Ihnen wirklich steht, kaufen nur noch das Richtige und das sieht an ihnen in jeder Saison aufs Neue gut aus!

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