Wenn Frauen in Arbeitsgebiete vordringen, wo Männer bislang unter sich waren, betreten sie oft schwieriges Gelände … auch was die Kommunikation betrifft. Sie wundern sich zum Beispiel über Sinn und Zweck bestimmter Diskussionsmanöver und fühlen sich oft angegriffen. Umgekehrt verstehen Männer manchmal nicht, worauf Frauen eigentlich hinaus wollen und vermissen bei Ihnen Humor und Sportsgeist. Der Grund für diese Verständigungsprobleme: Frauen und Männer kommunizieren nicht nur unterschiedlich, Kommunikation hat sogar eine unterschiedliche Funktion für die Geschlechter!
Das ist das Ergebnis zahlreicher wissenschaftlicher Studien, auch ganz neuen Datums. Dabei geht es allerdings immer um Tendenzen, natürlich gibt es bei beiden Geschlechtern auch jede Menge Ausnahmen. Aber: Frauen und Männer bevorzugen tendenziell einen unterschiedlichen Kommunikationsstil und haben andere Erwartungen an Gespräche. Sie hören auch etwas anderes. Schauen wir uns das mal näher an …
Ein Beispiel aus dem echten Leben
Dazu ein Beispiel, das ich selbst erlebt habe: Als angestellte Führungskraft war ich zuständig für die Geschäftsbeziehungen zu einem großen Dienstleister, der von meinem Arbeitgeber einen sehr großen Auftrag erhalten hatte. Die zwei männlichen Vertreter dieses Unternehmens und ich hatten ein Treffen, um ein kniffliges kaufmännisches Problem zu lösen. Während wir an einem Besprechungstisch sitzend über unsere Unterlagen gebeugt saßen, hatte ich eine Idee, die ich auch sofort simultan zu meinem Gedanken aussprach. Es kam … keine Reaktion! „Na ja“, dachte ich, „vielleicht ist die Idee ja gar nicht so gut …“ Nachdem wir noch ein paar Minuten vor uns hin gegrübelt und ein paar Details verbal vor uns her geschoben hatten, machte einer der beiden Herren nach dem Motto „Jetzt hab ich’s!“ genau den gleichen Vorschlag, den ich fünf Minuten zuvor ausgesprochen hatte. Ich bin fast geplatzt vor Wut! Wollte der sich jetzt etwa mit meinen Federn schmücken? Zum Glück verfügte ich in dem Moment über ausreichend Geistesgegenwart, um den Vorfall direkt anzusprechen. Und siehe da: Die beiden Männer waren bass erstaunt über meinen Ärger, sie hatten meinen Vorschlag nämlich gar nicht gehört!
Was war passiert? Ich hatte meine Idee zögerlich murmelnd und mit vorsichtigen Einschränkungen („Könnten wir nicht vielleicht …“, „Wie wäre es, wenn …“) ausgesprochen. Frau macht das in früh gelernter Weise so, um Gesprächspartner diplomatisch abzuholen. Für männliche Ohren bedeuten Frageintonationen und relativierender Konjunktiv jedoch: Abschalten! Inhalt ist nicht relevant!
Der Zweck heiligt die Kommunikationsmittel
In dieser Gesprächssituation hat sich die tendenziell unterschiedliche Bedeutung von Kommunikation für Frauen und Männer gezeigt: Frauen nutzen Gespräche gerne, um Beziehungen aufzubauen und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Männer haben hingegen gelernt, wettbewerbs- und statusorientiert zu kommunizieren. Aus diesem grundlegenden Unterschied ergeben sich zahlreiche Stolpersteine für das Miteinander-Sprechen im Berufsalltag. Wie lassen sich die aus dem Weg räumen?
Eine junge Teilnehmerin in einem meiner Workshops forderte: „Ich finde, meine weibliche Kommunikationsweise müsste endlich mal akzeptiert werden!“ Dazu habe folgende Antworten bzw. Fragen:
- Ja, na klar! Finde ich auch!
- Authentisch bleiben ist wichtig. Sich zu verstellen, indem wir zum Beispiel den Kommunikationsstil des anderen Geschlechts imitieren, wirkt hölzern, unsicher, unsouverän.
- Leider können wir jedoch niemanden zwingen, unsere Kommunikationsweise zu verstehen oder gar zu würdigen!
- Und sind die geschlechterstereotypischen Kommunikationsmuster überhaupt authentisch? Oder vielleicht eher antrainiertes Rollenverhalten? Können wir nicht alle – Männer und Frauen – auch mal anders? Möchten Sie als Frau sich zum Beispiel nicht manchmal von den Fesseln der Diplomatie befreien? Und möchten Sie als Mann nicht manchmal Pause machen vom verbalen Kräftemessen?
Und wie kommen wir jetzt zusammen?
Ich glaube, es ist wichtig, die Muster der beiden Kommunikationstypen zu kennen, um situativ einschätzen zu können, welches Spiel gerade gespielt wird. Übrigens: Keiner der beiden Kommunikationsstile ist grundsätzlich besser als der andere!!! Beide können in verschiedenen Situationen gut und nützlich oder auch problematisch sein. Deshalb legen Sie sich am besten ein individuell stimmiges Sprach-Handwerkszeug zu, mit dem Sie authentisch und überzeugend reagieren können. Dabei unterstütze ich Sie gerne mit meinem Workshop „Ellbogen oder Empathie? – Wie Frauen und Männer gut miteinander reden.“ Sprechen Sie mich an!