Mensch, diese Niederlage war ganz schön hart! Leider kann ich den Ex-Bundestrainer in Sachen verlorene Turniere nicht verteidigen. Aber ich möchte hier eine ganz andere Lanze für Jogi Löw brechen: Er war der erste deutsche Fußballtrainer, der wirklich Stil hat!
Schon Mutter Natur hat es gut mit ihm gemeint: Er ist schmal und geschmeidig. Er bewegt sich elegant und kann sich sogar elegant ärgern. Und dann hat er auch mit 61 immer noch vollständig vorhandene, wunderschöne Haare! Aus diesen großartigen körperlichen Ressourcen holt Jogi durch sein Styling das Beste heraus. Seine charakteristischen Stilmittel sind:
1. Die Frisur
Mit dem lässig-eleganten Pilzkopf-Schnitt inklusive dem coolen Pony kommen seine tollen Haare voll zur Geltung.
2. Die Farben
Jogi trägt die richtigen Farben! Nämlich dunkel, dunkel und dunkel. Er ist ein sehr dunkler Farbtyp und setzt das auch so um. Das gibt ihm Vitalität und unterstreicht seine smarte, elegante Aura. Glauben Sie nicht? Googeln Sie mal Bilder von ihm, auf denen er ausnahmsweise ein weißes Hemd trägt. Dann sehen Sie den Unterschied: In Weiß wirkt er blaß und durchschnittlich, irgendwie unterbewertet.
3. Die Oberteile
Jogi trägt entweder schlichte dunkle T-Shirts, schlichte dunkle Hemden oder dunkle Rollkragen-Pullover, gegebenenfalls in Kombination mit einem schlichten dunklen Jackett. Diese Oberteile verleihen ihm einen intellektuellen – ich möchte fast sagen – existentialistischen Touch. Wann sieht man schon mal so etwas auf einem Fußballplatz? Da fange selbst ich an, nach der tieferen Bedeutung von „Abseits“, „Eigentor“ oder „Strafraum“ zu suchen.
4. Der Schal
Er ist die eigentliche Krönung von Jogis Stil. Sportlich, elegant und manchmal ein schöner Farb-Akzent. Er trägt ihn als durchgezogene Schlaufe: Das ist lässig, männlich und praktisch. Fast jeder Mann kann das übrigens ganz leicht konkret nachmachen. Einfach mal ausprobieren!
5. Die Innovation zum Schluss
In der Phase der Vorbereitung auf die Europameisterschaft habe ich in den Medien viele Bilder von Jogi in Outfits in einem ganz anderen Stil gesehen: Er trug hier selbst Trainingskleidung, also zum Beispiel Leggings mit dynamischen Streifen, Zipper-Jacken aus Polyester etc. Das sollte wahrscheinlich in dieser heiklen Phase, in der er ja auch viel Kritik einstecken musste, Jugendlichkeit und Leistungsfähigkeit ausdrücken. Tatsächlich sah Jogi in diesen Trainingsklamotten aber eher aus, als wollte er zum Kinderturnen.
Bei den Spielen der EM hat er dann aber zu einer verblüffend raffinierten, noch nie gesehenen Stil-Synthese seines lässig eleganten und des sportlich dynamischen Stils gefunden. Es war fast eine Art Mimikry. Von Weitem sah sein Look (im Foto links) aus wie früher: Hemd (allerdings weiter aufgeknöpft als bei der WM 2014 und mit deutlich sichtbarer Halskette darunter) oder feines T-Shirt, Anzughose, Anzugschuhe, alles in Jogis bewährten Farben Dunkelblau, Dunkelgrau, Schwarz. Wenn die Fernsehkameras ihn jedoch herangezoomt haben, überraschten die Details der Hose: Sie hat keinen Reißverschluss, dafür den typischen Kordelzug einer Trainingshose und sie ist auch nicht aus Anzugstoff, sondern aus einem sehr feinen Funktionsmaterial. Jawohl, es ist eine Trainingshose, die er da zum eleganten Hemd und feinen Lederschuhen trägt! Was soll uns dieser spannende Stilbruch sagen? Die Kombi ist die Synthese zwischen Jogis typgerechter smarter Eleganz und der Demonstration jugendlicher Leistungsfähigkeit, nach dem Motto „Ich bin mir selber treu, und ich bin gleichzeitig körperlich und mental in Top-Form!“ Für einen Sieg im Achtelfinale hätte Jogi aber vielleicht doch seinem Originalstil ganzheitlich treu bleiben und eine richtige Anzughose tragen sollen … Denn wirklich erfolgreich ist nur, wer ganz bei sich ist.
Ich werde Jogi vermissen. Natürlich wegen seiner smarten Eleganz, aber auch, weil er einer der ganz wenigen im Fußball-Business ist, der vollständige und sogar wohlgeformte Sätze sprechen kann.